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Zucht Wertschöpfung

Schweinezucht in Deutschland

Tierzucht (Schweinezucht in Deutschland) – damit sind alle Maßnahmen gemeint, die zur Verbesserung und Erhaltung der genetischen Eigenschaften von Tieren beitragen. Sprich: Die geplante Fortpflanzung, um Tiere mit bestimmten Eigenschaften zu erhalten.

Verschiedenste Aspekte müssen für eine erfolgreiche Zucht miteinander in Einklang gebracht werden. Ziel ist es immer, das sogenannte Zuchtziel zu erreichen. Dieses beschreibt die planmäßige Verbesserung der genetischen Veranlagungen unter Berücksichtigung der tierschutzrelevanten, ökonomischen und ökologischen Aspekte. Bei Rindern und Schweinen wird beispielsweise auf eine gute Futterverwertung, vitale Nachkommen oder eine hohe Fleischqualität gezüchtet.

Wer entscheidet darüber, welche Eigenschaften die Tiere haben sollen?

Viele Zuchtziele orientieren sich an regionalen Gegebenheiten und tierschutzrelevanten Faktoren. Zusammen mit der Wertschöpfungskette erzeugen Tierhalter:innen jedoch am Ende des Tages Lebensmittel, die gekauft und verzehrt werden.

Die Zucht – und damit die Schweinezucht in Deutschland – stellt damit den Anfang der gesamten Fleischproduktion dar, d.h. der/die Landwirt:in hat mit der Entscheidung über die eingesetzte Genetik im Betrieb sehr weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette.

Als Reaktion auf Trends in der Ernährung und dem Nachfrageverhalten der Konsument:innen, verändert sich daher auch die Zucht laufend. Mehr denn je ist sie ein Instrument für eine moderne und nachhaltige Tierhaltung. Aktuell richtet sich der Fokus auf die Langlebigkeit und der Zucht robusterer Tiere, immer auch mit Blick auf das Tier und sein Wohl.

Schweinezucht in Deutschland

Seit Menschengedenken werden Tiere und damit auch Hausschweine für verschiedene Zwecke genutzt. Die Domestikation des Wildschweines hatte ihren Anfang gefunden, als der Mensch sesshaft wurde und seine Ansprüche an die Ernährung änderte. In den unterschiedlichen Weltregionen entwickelten sich die verschiedenen Schweinerassen, die sich in ihrem Erscheinungsbild und in ihren genetischen Anlagen mehr oder weniger stark unterscheiden. Jede Region hatte seine eigenen Ernährungsgewohnheiten und damit einhergehend entwickelten sich verschiedene Zuchtziele für Schweine.

In der Schweinezucht in Deutschland stehen in den letzten Jahren die Robustheit der Tiere, Muttereigenschaften, Fitness, Stressresistenz oder die Fruchtbarkeit der Sauen im Vordergrund der züchterischen Arbeit, immer unter Einbezug des Tierwohls. Nichtsdestotrotz findet auch der wirtschaftliche Aspekt bei der Definition der einzelnen Zuchtziele seinen Anteil bei der Gewichtung. Dies spiegelt sich in der Beschreibung der Zuchtziele für die Merkmale Fleischbeschaffenheit, Magerfleischanteil, Futterverwertung (Futterverbrauch des Tieres je kg Gewichtszunahme) oder einem einheitlichen Schlachtkörper wider.

Wertewandel in der Zucht. Schweinezucht in Deutschland

Ebenso die Ernährungsgewohnheiten spielen hier eine nicht unerhebliche Rolle. Der Wunsch nach einem mageren Fleischstück hatte zur Folge, dass die Speckschicht von Schweinen züchterisch minimiert wurde und der Magerfleischanteil sich erhöhte. Des Weiteren besitzt jede Zuchtrichtung oder jede Schweinerasse seine eigenen Zuchtziele.

In asiatischen Ländern bevorzugt man heute noch eher speckreichere Schweinerassen, während in Deutschland das Schweinefleisch eher mager ist. Dieser Ernährungstrend der 50er Jahre führte dazu, dass die Schweine länger und dünner gezüchtet wurden, was zu einem zusätzlichen Rippenpaar (Koteletts) führte. Dieses frühe Beispiel zeigt, dass die Ernährungsgewohnheiten den Ausschlag für die Zuchtrichtung bzw. die Zuchtziele geben können.

Welchen Einfluss wir also als Konsument:innen auf die moderne Tierzucht haben und wie das Ganze in der Praxis aussieht, das hat sich Glori im neuen Report genauer angeschaut.

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Die künstliche Besamung – Ein Blick in den Sauenstall

Die Sauen in der heute vorherrschenden, konventionellen Haltung durchlaufen in ihrem Leben mehrere Stationen.

  • Das Deckzentrum

Im Deckzentrum werden die Sauen auf den landwirtschaftlichen Betrieben besamt. In diesem Zeitraum halten derzeit noch viele Landwirt:innen ihre Sauen in Einzelbuchten, den sogenannten Kastenständen. Kritisch ist, dass die Sauen wenig Bewegungsfreiheiten haben und ihre natürlichen Bedürfnisse nur eingeschränkt ausleben können. Gründe für diese Einzelhaltung sind aktuell, dass eine bessere Überwachung der zu besamenden Sauen erfolgt und sich der Samen durch die „Ruhigstellung“ der Sau besser in die Eizelle einnisten kann. Denn durch das gegenseitige Aufspringen oder Rangkämpfe untereinander ist die Gefahr gegeben, dass die Befruchtung nicht stattfinden kann.

Besamung - Schweinezucht in Deutschland
Gloria und Veronika testen, welche Sau besamt werden kann
  • Der Wartebereich
Wartestall - Schweinezucht in Deutschland
Im Wartestall liegen die Sauen frei herum

Ab der vierten Trächtigkeitswoche bis kurz vor der Geburt müssen die Tiere in Gruppen und damit freilaufend gehalten werden. Dieser Bereich wird auch als Wartebereich bezeichnet. Die Trächtigkeit einer Sau liegt bei 115 Tagen (3 Monaten, 3 Wochen und 3 Tagen). In der konventionellen Sauenhaltung sind Haltungsformen mit verschiedenen Gruppengrößen und Abrufstationen, Fress-Liege-Buchten und Kleingruppenhaltung vorhanden.

  • Der Abferkelstall

Kurz vor der Geburt der Ferkel werden die Sauen in den Abferkelbereich umgestallt. In diesem Stallbereich werden die Ferkel geboren. Während der Geburt und in der sich anschließenden vierwöchigen Säugephase befinden sich die Sauen in sogenannten Ferkelschutzkörben. Nachteile für diese sind die Einschränkung der Bewegungsfreiheiten der Sau sowie die eher reizarme Umwelt.

Die Ferkelschutzkörbe dienen dazu, ein Erdrücken der Ferkel durch die sich ablegende Sau zu vermeiden. Des Weiteren gewährleistet diese Aufstallungsform die bestmögliche Hygienesituation für Sau und Ferkel. Auch hier spielt der Arbeitsschutz der Landwirt:innen eine entscheidende Rolle, denn Sauen sind, wenn sie geworfen haben, teils sehr aggressiv.

Abferkelstall
Im Abferkelstall werden die Ferkel geboren
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Während dieser gesamten Zeit spielt die Zucht eine entscheidende, allerdings fast unbemerkte Rolle. Merkmale wie Fruchtbarkeit, Muttereigenschaften, aber auch die Anpassungsfähigkeit an die Gruppenhaltung, lassen sich alle züchterisch beeinflussen. Unter Beachtung des Tierwohls spielt das freie Abferkeln (ohne eine Fixierung der Sau) eine immer entscheidendere Rolle. In den letzten Jahren ist es zu einem Umdenken der Schweinehaltung und insbesondere der Sauenhaltung in Deutschland gekommen. Der Tierwohl-Gedanke spielt eine immer größere Rolle. Demnach werden die Stimmen nach einer Neuausrichtung der Schweinehaltung immer lauter.

Das Aus für den Kastenstand

Bis 2028 müssen Sauenhalter:innen den Kastenstand im Deckzentrum komplett verbannen. Die Haltung der Sauen darf nur noch in einzelnen Gruppen erfolgen. Eine Fixierung ist nur noch zur Besamung oder tierärztlichen Behandlung gestattet. Bis dahin müssen die vorhandenen Kastenstände so gestaltet werden, dass die Sauen sich in Seitenlage komplett ausstrecken können, ohne auf bauliche Hindernisse zu stoßen. Weiterhin regelt die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, dass die Sauen ausreichend Platz und Rückzugsmöglichkeiten erhalten sollen.

Im Abferkelbereich ist es zukünftig nur noch zulässig, die Sauen statt bisher 35 Tagen für maximal fünf Tage (rund um den Geburtszeitraum) in einem Kastenstand zu fixieren. Auch der Bereich für die Ferkel wurde beachtet und gemäß den neuen Tierwohlstandards vergrößert.

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